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für die Große Kunstschau

David Didebulidze

Paare

David Didebulidze

David Didebulidze, geboren in Tiflis/Georgien, lebt und wirkt seit 2012 in Worpswede.
In seinem Werk arbeitet Didebulidze in Serien. Es sind konzeptuelle Serien, in denen er sich über einen längeren Zeitraum einem übergeordneten Sujet zuwendet. Besonders die Werkgenese ist dabei für die Arbeiten von Didebulidze von Bedeutung. Dabei ist Didebulidze‘s Kunst nicht auf das Medium der Malerei begrenzt, sondern sie stellt für ihn nur ein Ausdrucksmittel unter vielen dar.

Die Serie „Paare“ umfasst zwei Ölgemälde mit zweipaarigen Figurenkonstellationen aus Mann und Frau.
Im größeren der beiden Werke dominiert das Werk der direkte Blick des Paares aus dem Bild heraus auf den Betrachter. Frau und Mann sind mittig im Bild nebeneinander aufgestellt. Trotz ihrer Positionierung als Paar sind Gestik und Mimik beider Figuren erstarrt und emotionslos. Diese Kongruenz in der äußeren Erscheinung eint das Paar, welches sonst keine Interaktion aufzuweisen scheint. Vielmehr erinnern die Figuren aufgrund ihrer Starrheit an Staffagefiguren, arrangiert auf einer Bühne.
Das zweite Werk der Serie zeigt die Brustporträts eines Mannes und einer Frau. Im Vordergrund ist das Gesicht einer Frau mit gesenktem Blick zu erkennen. Die Frau überdeckt die Figur des lesenden Mannes im Hintergrund. Wie bereits im ersten Werk blicken sich die dargestellten Figuren nicht an und stehen für sich. Auch hier findet keine Interaktion statt. Einzig das Mittel der Überschneidung verbindet die Personen. In beiden Werken verwendet Didebulidze die für ihn typischen abgetönten Farbtöne, welche die kühle, surreale Sphäre der Szenen zusätzlich unterstreichen.
Die emotionslose, fast puppenhafte Erscheinung der Figuren resultiert dabei aus dem Entstehungsprozess. Die Werke entstammen einer Serie, die sich der Objektivierung von subjektiven Objekten widmet. Als Bildvorlage für die Gemälde verwendete Didebulidze gefundene Fotografien mit unbekannten Personen, ergo anonymen Subjekten. Die Fotos dienen ihm dabei als Schablonen, von denen er nur die Umrisse auf die Leinwand übernimmt. Die ursprünglichen Intentionen und Funktionen werden den Fotografien somit genommen und auch die dargestellten Personen werden somit zu leeren Hüllen. Der Titel “Paar“ weckt zudem Assoziationen an menschliche Verbindung und Gemeinschaft, die die isolierten, nicht kommunizierenden Personen nicht erfüllen.
Durch diese Ambivalenz zwischen titelgebender Assoziation von Verbindung und visueller Isolation stellt Didebulidze in seinen Werken das Ideal der menschlichen Paarbeziehung infrage und die zunehmende soziale Vereinsamung des Menschen in den Mittelpunkt.

Text: Mirjam Kreber