Unsere Erwerbungen

für die Große Kunstschau

Jost Wischnewski
STALAG XB: Interieur, 2016/17

7 Fotografien (1x 60 x 80 cm / 2x 50 x 70 cm / 3x 40 x 50 cm / 1x 30 x 40 cm)
Fine-Art-Print auf Sihl Baryta Paper auf Forex kaschiert, Rahmenleiste schwarz.

Über das Werk STALAG XB: Interieur, 2016/17

Die sieben Fotografien stammen aus dem gleichnamigen Werkkomplex, den der Worpsweder Künstler Jost Wischnewski in den Jahren 2016 und 2017 im ›Lager Sandbostel‹ fotografiert hat. Wischnewski beschäftigt sich also mit einem nicht weit von Worpswede gelegenen, vielschichtigen Memorialort deutscher Geschichte. Sicherlich ein Teil, der unleugbar zu unserer Landschaft gehört, der aber so gar nicht im Bewusstsein der Worpsweder*innen bzw. der ‚klassischen‘ Worpswede-Besucher_innen präsent ist. Der Ankauf wird es ermöglichen, in den Sammlungsräumen zum Thema ›Landschaft‹ einen weiteren produktiven, zum Nachdenken anregenden Widerhaken zu setzen.


Textauszug zu den Fotografien STALAG XB: Interieur

Die amerikanische Schriftstellerin Susan Sontag schreibt in ihrem Buch über Fotografie: „Fotografieren heißt Bedeutung verleihen“. Ein Ereignis oder ein Ort werde durch das Medium Fotografie zu einem zeitlich unbefristeten Dokument. Das dort Abgebildete könne von künftigen Generationen betrachtet, analysiert und angeeignet werden. In ihrem Buch „Das Leiden anderer betrachten“ geht sie noch einen Schritt weiter und entlarvt die Medienwelt als einen Fotokosmos, der den Voyeurismus einer Bevölkerung bedient, die seit Jahrzehnten in Frieden lebt. Gerade die Fotoberichterstattung mit ihren Bildern von Folter und Tod stumpfe die Menschen ab und führe kaum noch zu Empathie. Eine gute Fotografie entstehe im Spannungsfeld von Inhalt und Ästhetik. Dabei sei es sehr wichtig, dass sich die Ästhetik nicht in den Vordergrund dränge und die Aufmerksamkeit von der Bedeutung ablenke. Dies gelte für die journalistische Fotografie wie auch für die künstlerische.
Es braucht tatsächlich mehr als Dokumentationsfotografie, um vergangene Gräueltaten Besuchern einer Gedenkstätte eindrücklich und nachhaltig nahe zu bringen. Susan Sontag schreibt weiter: „Ein Foto, das von unvermutetem Elend irgendwo in der Welt berichtet, wird die öffentliche Meinung nicht beeinflussen, wenn der entsprechende Zusammenhang mit eigenen Empfindungen und Verhaltensweisen fehlt. (…) Durch Fotos kann eine moralische Position zwar nicht geschaffen, wohl aber verstärkt und – im frühen Entwicklungsstadium - gefördert werden

Daniela Platz, Kulturwissenschaftlerin 2019


Vita Jost Wischnewski

Bildhauer/Fotograf

1962 in Düsseldorf geboren, lebt in Düsseldorf und Worpswede.
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Klaus Rinke,
seit 1992 Ausstellungen im In- und Ausland.